Bibeln sind Bücher, in denen die Erfahrungen von Generationen von Familien und Personen aufgeschrieben wurden, sie erzählen von Gott und der Welt. Familienbibeln sind dahingehend noch einmal spannender, weil sie den biblischen Geschichten persönliche Erinnerungen hinzufügen, oft in Form von Stammbäumen, und manchmal auch in der Form einer Chronik.
Ein solches geschichtsträchtiges Exemplar kehrt nun aus Eimsheim zurück nach Biebelnheim: eine imposante evangelische Luther-Bibel mit Luthertext, fast 11 ½ Kilo schwer. Die Einträge erzählen vom Mord an einem Pfarrer, Missernten und Brezeln zum Abendmahl. Ruhestandspfarrer Heinz-Günter Beutler-Lotz schreibt in seinem lesenswerten Gutachten: „Die fast 300 Jahre alte Cotta-Bibel von 1729 ist in zweifacher Hinsicht geschichtsträchtig. Zum einen weil ihre Entstehung und Beliebtheit in dem spannenden geistesgeschichtlichen Zeitalter von Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung liegt. Und zum anderen, weil die Einträge aus dem heute rheinhessischen Biebelnheim einen lokalen Einblick geben über die Situationen Rheinhessens zwischen 1794-1829 und die Wahrnehmung der Ereignisse durch die Verfasser. Ein Zeitdokument besonderer Art.“
Auf seine Vermittlung hin und dank einer Spende eines Gemeindegliedes entschloss sich der Kirchenvorstand zum Erwerb des Schmuckstücks von der Familie Grode-Krebs. Nach einer sachkundigen Konservierung durch die Buchwerkstatt Rheinhessen soll die Bibel nun der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dies soll erstmals im Rahmen des Biebelnheimer Höfeschlenderns am Fronleichnam, 19. Juni um 15.00 Uhr erfolgen. Vorbesitzerin Grode-Krebs, Experte Beutler-Lotz und Buchbinderin Merkel-Köppchen werden mit ihren Erinnerungen und Erkenntnissen zur Vorstellung beitragen.
Übrigens: Neben den kulinarischen Angeboten des Höfeschlenderns ist besonders auch die Ausstellung „Eva“ mit Werken der Künstlerin und angehenden Hebamme Friederike Finkenauer im benachbarten Evangelischen Gemeindehaus einen Besuch in Biebelnheim wert.